Irgendwie kommen manchmal gerade lange Wochenenden so plötzlich. Jedenfalls steht das verlängerte Wochenende über Christi Himmelfahrt Anfang Mai unmittelbar bevor. Das Boot steht noch im Winterlager, ich schlage daher vor genau dies zum Wochenende zu ändern, aber Eure Mutter mäkelt nur ein ganz kleines wenig bisschen herum in die Richtung „Wir sind doch schon im Sommer so oft in Holland, usw.“. Die zurückhaltende Aufforderung eines zielgerichteten Wunsches in Richtung „Mach was, ich will da nicht hin.“ „Ja, leise Töne kann sie wirklich.“
Der Hafengeburtstag in Hamburg fällt genau auf dieses lange Wochenende. Großstadt geht bekanntlich immer und rein zufällig spielt Fortuna an diesem Samstag bei Holstein Kiel. Also nur eine Stunde Zugfahrt entfernt. Die Mädels dann Samstag shoppen, Leo und ich ab nach Kiel. Man bin ich von meiner Idee begeistert und die wird sogar noch besser. Nach einem Blick auf die Hotelpreise an besagtem Wochenende wird mir etwas schwindelig. Das mag möglicherweise damit zu tun haben, das wir hier von einem Vorlauf von nur rund einer Woche sprechen. Kurzum, das ist keine Option, will man nicht deutlich über eintausend Euro für drei Übernachtungen in der Hamburger City ausgeben.
Aber einen Hafengeburtstag kann man ja auch auf eigenem Kiel besuchen. Ich bin selten so hochgestimmt von einer Idee und schaue nach einer passenden Marina. Das dauert auch nicht besonders lange und ich lande beim Sportboothafen Möller an der Dove-Elbe, 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Nach einem Telefonat mit dem Hafenmeister ist alles klar und ich überzeuge ihn auch davon ausnahmsweise am Mittwoch Nachmittag den Traktor anzuwerfen um unser Boot auf dem Trailer zu Wasser zu lassen. Das geht aus irgendwelchen Gründen an dem Tag aber absolut überhaupt nicht, weil irgendjemand seinen freien Jahre Tag hat, höchstens eventuell, aber eigentlich niemals nie und wenn überhaupt nur zu bestimmten Anlässen. Ich dachte Fischköppe reden nicht viel, entgegne dann aber: „Na, den haben wir doch: „Flachwasserskipper besucht Hochseekapitän“ geht glatt durch und er brummt mir ein „Ruf mich an wenn du am Maschener Kreuz bist.“ Geht also doch, das mit der norddeutschen Wortkargheit. Das werte ich mal als ja.
Da eine vollumfängliche Anreise auf eigenem Kiel jedweden vernünftigen Zeitrahmen sprengen würde (selbst bei zehn Stunden reiner Fahrzeit pro Tag, ist das ganze nicht unter 6 Tagen zu realisieren), bleibt wohl nur die Überlandfahrt.
Daher ist die Lösung: Ich fahre einen Tag früher mit PKW und Boot auf dem Trailer vorweg und Eure Mutter kommt mit Euch mit dem Zug hinterher. Auf dem Rückweg ebenso. Ein solches Gespann darf (und sollte auch nur) maximal 80 km/h fahren wodurch so ein Trip schonmal zu einen Tagestour werden kann.
Ich verkünde die Idee für nächstes Wochenende und blicke auf eine äußerst zufriedene Zielgruppe. Besonders Leo findet die „Ausflug im Ausflug-Idee“ ins Holstein-Stadion besonders gut. Man bin ich stolz auf mich. Alle glücklich.
Tja, aber das war es dann auch schon wieder mit dem maritimen Ausflug. Nicht einmal 24 Stunden später telefoniert Eure Mutter mit unseren Schweizer Freunden aus Fribourg und es entspinnt sich eine Einladung in die Eidgenossenschaft. „Du hast doch nix fest gebucht, oder?“ folgt es samtweich in meine Richtung. „Natürlich nicht, ich plaudere einfach nur so zum Spaß mit hanseatischen Hafenmeistern und quatsche denen ihren freien Tag ab. Mach dir keine Gedanken.“ Ich eröffne schriftlich meinen Rückzug vom freien Tag und verweise auf familieninterne Dispositionsdiskrepanzen.
Aufs Wasser ging es dann aber doch noch. Leo macht mit Bastian auf dem Murtensee in der Schweiz seinen ersten Segelkurs und mit einem gemieteten Bötchen schippert es sich ja auch ganz nonchalant übers Wasser. Also ehrlich gesagt machst Du eher einen Flautenkurs. Das gesamte Wochenende ist traumhaftes Wetter nur eines fehlt ein ganz klein wenig, was zum segeln durchaus hilfreich sein kann: Wind! Davon hat es nicht all zu viel, so das es hier drei Tage geschwindigkeitsmässig überschaubar zugeht. Was dich aber in keiner Weise stört und ich vermute Du möchtest in Zukunft mit Herr Kapitän angesprochen werden. Das sei Dir zugestanden.
Vielleicht ist das auch mit ein Grund dafür, daß aktuell die Idee entsteht, doch mal hierhin mit unserm Boot zu kommen. Eure Mutter kommuniziert das unverzüglich jovial in Richtung unserer Freunde. „Thorsten hat da schonmal mit jemanden telefoniert. Er weiß wie das alles funktioniert!“ Selbstverständlich. Hamburger Hafenmeister geben in Nebensätzen grundsätzlich kantonale Revierinformationen für die Schweiz bekannt.“ Das habe ich vielleicht nur einfach vergessen. Ich kann ja beim nächsten mal nachfragen.
Ach und noch was: So ganz böse können wir Eurer Mutter gar nicht sein, daß sie unseren ersten Überland-Bootsausflug unabsichtlich umdisponiert hat. Das Fortuna-Spiel in Kiel ist seit Wochen ausverkauft. Das habe ich, wahrscheinlich ob aller Begeisterung, wirklich vergessen. Aber das wird Leo bitte nicht verraten.
Ahoi.