Der 134./ 82. Monat – Bruchrechnen

Sarah Sophies Geburtstagspartys nehmen allmählich gästemäßig überhand. Also zahlenmäßig, und organisatorisch. Ein Schelm wer ernsthaft denkt wir hätten im vergangenen Jahr bereits die Spitze des Eisberges erreicht. Da hast Du bedingt durch den Wechsel von Grundschule zum Gymnasium erst im Oktober gefeiert, da Du verständlicherweise erst mal gucken wolltest, wen Du aus der neuen Schule denn so einladen möchtest. Jedenfalls hatten wir im Endeffekt knapp 30 Kinder auf einer Indoorkartbahn um gemeinschaftlich den „Kartführerschein“ zu erlangen. Trotz einiger Blessuren war das Ganze damals ein voller Erfolg, zumindest bin ich mehrfach während irgendwelcher Schulveranstaltungen mit dem Satz begrüßt worden: „Ach ihr wart daß mit dem imposanten Geburtstag.“ Nun aber genug des „Selbst-auf-die-Schulter-Klopfens“ und zurück zum geburtstäglichen Tagesgeschäft im laufenden Familienjahr.

Du hast Dir in den Kopf gesetzt im Prinzip die selbstorganisierte Abschlussklassenfahrt der Grundschule mit Camper und Zelten zu wiederholen, allerdings mit geringfügig erhöhter Gästezahl. Nämlich fast mehr als doppelt so viele, sprich zelten, Bananenbootfahren, Discoschwimmen und was man noch so alles am Leukermeer anstellen kann. Zu Erinnerung, hier in der Marina liegt unser Boot mit angeschlossenem Campingplatz. Ich versichere Dir, daß es weder organisatorisch machbar, noch logistisch sinnvoll ist mit knapp 50 Kindern zelten zu gehen, möchte man nicht noch ein eigenes Animationsteam dazu bitten. Auf die Idee mir das auch noch aus der Tasche zu leiern kommst Du aber freundlicherweise nicht, wofür ich Dir hier ausdrücklich Respekt zolle und auch noch sehe wie Du dich in Demut und Bescheidenheit übst.

Das geht dann übrigens so: Einsichtig ob der Unvereinbarkeit von Quantität zu Qualität des Geburtstagsprojektes biete ich Dir an entweder die Gäste zu reduzieren oder nach irgendeinem Plan B Ausschau zu halten, in der felsenfesten Überzeugung das es nichts realistisches gibt, was man mit einer solchen Menge Kindern anstellen kann.

Das stellt sich bereits am nächsten Morgen als folgenschwerer Irrtum heraus: „Papa, guck mal, wenn wir an einem Tag 48 Kinder haben und das natürlich zu viel ist, du aber sagst 20 Kinder sind OK, dann stell dir das mal als Bruchrechnung vor. Ich erkläre es Dir!“ Ich bin gespannt auf die folgende Modelrechnung:

Nun wieder Du: „48 Kinder sind 48:1, also Achtundvierzig-Eintel.“ „Soweit korrekt?“ fragst Du vorsichtshalber nach um sicherzugehen, daß ich mathematisch auf Quinta-Niveau folgen kann. Ich bestätige kopfnickend. „So, dann erweitern wir den Bruch mit 3 und bekommen 16/3 (Sechzehn-Drittel).“ „Wieder korrekt?“ Wieder bestätige ich nickend. Dann wieder Du, sichtlich sicher dein gestecktes Ziel zu erreichen: „Die 48 also 16 sind ja die Kinder und die 1 bzw. 3 die Tage? Da 16 unter 20 liegt brauchen wir also nur 3 Tage vor Ort zu sein und daß wiederum passt doch perfekt, weil Du ja gesagt hast man muss auf dem Campingplatz immer mindestens 4 Tage reservieren. Damit bleibt ja sogar noch jeweils ½ Tag um auf- und abzubauen. Ist das nicht toll, dann müssen wir niemandem absagen.“

Das ist es selbstverständlich ohne jeden Zweifel zumal Du ganz zufällig die groben Eckdaten der Gästeumverteilung mitlieferst: „Am Freitag fahren wir nach der Schule mit meinen Freuden vom Gymnasium nach Holland, bauen die Zelte auf, wir übernachten von Freitag auf Samstag und so weiter. Samstag morgen kommen dann meine Freunde aus der Grundschule, wir feiern alle zusammen, „das Gymnasium“ fährt Samstagabend wieder nachhause, die „Grundschule“ übernachtet von Samstag auf Sonntag und am Sonntagmorgen kommen dann unsere anderen Freunde, die nicht aus den Schulen sind und bleiben bis abends. Also die, die Du immer „Bestandskunden“ nennst.

„Ist das nicht großartig?!“

Zweifelsfrei Prinzessin und rein rechnerisch absolut korrekt. Schön finde ich ja, daß zu meiner Schulzeit solche Rechnungen mit Kindern und Äpfeln oder Kuchen textlich konkretisiert worden sind, aber das ist dann wohl heutzutage eben anders. Das muss man akzeptieren. Und apropos akzeptieren: Wer schon derart eloquent mit Brüchen jongliert bekommt natürlich was er möchte. Zur großen Überraschung aller, veranstalten wir tatsächlich diesen dreitägigen Geburtstag. Das ausschlaggebende Argument war wahrscheinlich die Überlegung Eurer Mutter nicht zu wissen wer sonst auszuladen wäre und dem kann ich natürlich nur zustimmen.

Hell-Dunkel, Hell-Dunkel, Hell-Dunkel: Geburtstag geschafft, September 2022, Leukermeer, NL

Für den gymnasialen Teil sind übrigens ausschließlich Mädchen zugegen und wir dürfen schonmal einen Ausblick darauf bekommen was noch kommt wenn aus prä-pubertierenden irgendwann real existierend pubertierende Teenager werden. Oder anders ausgedrückt, ich bin nicht unglücklich als nur noch die Grundschule zur anstehenden Übernachtung bleibt. Das sind nämlich ganz und gar ausnahmslos nur Jungs.

Bedeutet übersetzt: Du wirst hofiert und es ist Ruhe an Bord.

Also, nächste Jahr garantiert wieder nur einen Tag. Und da ist mir fast egal was das dann kostet.

Achtung Vollzeitprinzessin: Ich betone fast(!).

Herzlichen Glückwunsch.