Der 133./ 81. Monat – Kühlen hilft

Der „richtige“ Sommerurlaub findet mal wieder auf Korsika statt. Das hat elementar mit dem Hund zu tun. Die ersten Sommerferien mit Emma führen uns zwangsläufig wieder auf die Insel, da ihr beide völlig irritiert seid, daß in der Hauptsaison Hunde zwar auf vielen Campingplätzen erlaubt sind, nicht aber an den dazugehörigen Stränden. Eine Logik die sich zugegebenermaßen auch mir nur schwer erschließt, aber nunmal so Bestand hat. Wer von uns dann im Zweifelsfall nicht mit an den Strand kommt dürfte klar sein und ich kann ja nicht drei Wochen lang mit dem Hund an der Bar Urlaub machen. Das bekommt wahrscheinlich weder Hund noch Herrchen auf Dauer. Also lässt uns die korsische Entspanntheit mit der Hunde-Strand-Problematik wieder die Insel anlaufen. Denn hier gibt es schlicht keine derselbige und Emma tobt täglich mit Euch im Meer.

Am vierten Tag kapiert dann auch ein Labrador das es Wasser gibt was man nicht trinken kann. Sagen wir mal so, bei unseren Spaziergängen brauche ich keine Tütchen mehr sondern eine Schaufel. Ich glaube es gibt schlauere Hunde.

Wir vertrödeln mit gekonntem Nichtstun die folgenden Tage und man kann schon sagen es passiert gefühlt gar nichts. Das kommt erst nachdem wir wieder zu Hause sind und geht so:

Ich meine mich zu Erinnern: Es war auf der Rückfahrt aus den Frühlingsferien. Da kam Eure Mutter auf die Idee, daß Sarah Sophie unbedingt ein Wakeboard braucht. Die Begründung bestand darin, daß das Projekt „Wasserskilaufen“ bei Dir nicht so ganz erfolgreich verlaufen ist. Du hast es versucht, es hat geklappt und seitdem liegen deine Wasserski in der Garage und warten darauf das Leo in das entsprechende Alter kommt. Du findest Wasserski irgendwie langweilig und das bedeutet in die Sprache Eurer Mutter übersetzt: „Das ist doch viel zu uncool. Das war vielleicht zu deiner Zeit hipp, heute fährt man Wakeboard!“ Alles klar – also genau wie im Winter. Wer fährt denn schon Ski, man boardet selbstverständlich. Das väterliche Auslaufmodell kann natürlich beides nicht und hat seine Jugend stets auf Skiern verbracht. Im Winter auf Zweien, im Sommer auf einem hinterm Boot. Aber das war natürlich in den 80er, also nicht nur gefühlt in einem anderen Jahrhundert.

Ich gehe natürlich davon aus, hier werden wir jetzt an den kommenden Wochenenden in Holland mittels unseres Bootes tätig. Aber weit gefehlt. Aus der ganzen Nummer wird ein „Mutter-Tochter-Happening“ und Eure Mutter bucht ein Wochenende an „der“ Wakeboardanlage irgendwo zwischen Weserbergland und dem Teutoburger Wald. Da Eure Mutter unseren Camper nicht fahren mag reisen die Damen mit leichtem Gepäck und Zelt auf den dazugehörigen Campingplatz. Leo und ich verfolgen das Ganze via WhatsApp-Bilderfunk an Bord in Holland. Meine Hinweise, daß so eine Anlage für Anfänger verletzungsanfällig sei, da man ja auf einem Steg sitzt und es dann irgendwann einen großen Ruck gibt der dich aufs Wasser katapultiert, wo hingegen dich ein Boot etwas sanfter aus dem Wasser zieht, ist natürlich völliges papperlapapp.

Wakeboarden: Das neue Mutter-Tochter-Ding, August 2022, Kalletal, D

Der Kurs beginnt, Eure Mutter macht den Anfang und die Sache läuft. Nur bei Sarah Sophie kommt es zu einer kleinen Unstimmigkeit im Bewegungsablauf und Du knallst irgendwann mit Wucht aufs Wasser, bekommst die Kante des Board auf die Schulter und schwimmst schmerzverzerrt an Land. Mit profundem Blick erkennt Eure Mutter das hier mit Kühlung weiterzukommen ist und staffiert Dich entsprechend aus. Die folgenden Stunden darfst Du dann vom Strand das Geschehen verfolgen. Laune auf Tiefpunkt, Schulter schmerzt, gelungenes Wochenende passé. Zwischendurch folgen aufbauende Worte wie „Weiter kühlen.“, „Stell Dich nicht so an!“, „Morgen ist alles vorbei.“ in der gewohnt sanftmütigen, verständnisvollen Art Eurer Mutter die Dir sicherlich weiterhelfen.

Dummerweise stellt sich die prognostizierte Diagnose doch nicht ein und am frühen Abend fahrt ihr in ein Krankenhaus. Nach dem Röntgen steht es dann fest:

Der Klassiker unter den Sportverletzungen: Fraktur des Schlüsselbein. Projekt Wakeboarden beendet.

Sarah Sophie bekommt eine schicke Konstruktion um den Arm ruhig zu stellen und ich verkneife mir sogar jeglichen besserwisserischen Kommentar und gestehe das ein solcher Unfall natürlich auch hinter einem Boot passieren kann.

Und ich weiß auch wirklich nicht warum mir gerade jetzt der Spruch unserer damaligen Hebamme zu Zeiten von Sarah Sophie wieder in den Kopf kommt.

„Ja, sie hätte schon gehört, die russischen Mütter haben ihre Kinder anders lieb.“

Passt irgendwie zum Wochenende, oder? Gute Besserung Prinzessin.