Wir suchen jetzt bereits seit Monaten einen Fußballverein für Leo, bekommen aber überall die gleiche Antwort: „Sorry – Aufnahmestopp. Wir sind völlig überfüllt.“ Der von mir hochgelobte Sportverein direkt ums Eck bei uns, setzt sogar noch einen drauf: „Klar, nehmen wir ihn auf – ihr müsst nur einen Trainer mitbringen.“ Ich überlege ob ich demnächst auch Brot zum Bäcker mitbringen muss und die Sache ist vom Tisch. Eure Mutter hat in der Zwischenzeit sogar allen Ernstes einen Privattrainer für Leo organisiert, der jetzt einmal die Woche mit Leo kickt. An Absurdität nicht zu überbieten aber im zweiten Corona-Jahr gibt es offenbar nichts was es nicht gibt. Nach ein paar Wochen bekommen wir dich wenigstens in der Fortuna-Fußballschule unter, die sich praktischerweise unmittelbar an das Privattraining anschließt. Ab sofort ist Freitag Fußballtag und Du überglücklich. Das kann kein Dauerzustand sein, hilft aber im Moment enorm. Leos Wunsch erfüllt.
Und wo wir gerade beim Wünschen sind, gibt es in diesem Monat noch die Sache mit dem neuen Auto und dem Hund auf dem Boot. Doch der Reihe nach: Es steht die Auswahl eines neuen Firmenwagen für Eure Mutter an. Das läuft üblicherweise so ab, daß ich ein entsprechendes Modell konfiguriere, Eure Mutter das dann seitens Ihres Arbeitgeber absegnen läßt und die den dann mit dem Hinweis „Der liege aber eigentlich über Budget“ dann eigentlich trotzdem bestellen. Problem diesmal ist Eure Mutter, genauer gesagt ihr Autowunsch: Sie möchte unbedingt eines dieser völlig unsinnigen, weil zu großen, Vehikel aus Ingolstadt. Oder ganz konkret es muss ein Q7 von Audi sein. Ein an Unsinn und fehlendem praktischem Nutzen nicht zu überbietendes Auto, außer man ist zufällig Rummelplatzbetreiber und zieht eine halbe Geisterbahn oder sonst was hinter sich her. Rational ohnehin nicht zu erklären, aber wir kommen argumentativ nicht weiter und fahren wohl ob diesen Umstandes noch länger wechselnde Mietwagen. Mit Themen die wir nicht auf den bekannten gemeinsamen Nenner bringen haben wir langjährige Erfahrung und somit verschieben wir die Autobestellung immer wieder. Aber nicht mehr lange so viel sei hier bereits vorausgeblickt.
Dazwischen kommt uns noch die angesprochene Problematik mit dem Hund auf dem Boot.
Letzteres steht natürlich aktuell im Winterlager aber während irgendeines Frühstücks habe ich mal die Frage in den Raum geworfen wie das eigentlich im kommenden Sommer funktionieren soll. Zur Ausgangslage: Wir vier können platzmäßig noch gerade so alle zusammen an Bord übernachten. Die Frage ist: „Wo liegt der Hund?“ Für Sarah Sophie ist das natürlich bereits beantwortet, denn Dein Schlafsack bietet genügend Platz. Das mag aktuell mit einem Welpen noch zutreffen, ob das ein – dann ausgewachsener – Labrador auch so sieht, möchte ich bezweifeln.
Deine Mutter erkundigt sich eher rhetorisch ob ich den Kauf eines größeren Bootes auf Grund des Hundes in Erwägung ziehe? Erwartungsvoll gucken zwei Kinder mich an, Emma guckt die Kinder an und alle gucken Eure Mutter an:
„Natürlich nicht!“ entspanne ich die Situation.
Aber eng ist es ja schon, es fehlen zwei richtige Kojen, kein Platz für die Hundedecke, und so weiter und so fort. Nachdem jetzt jeder genug herumgemäkelt hat, springt Sarah Sophie vom Stuhl auf, zieht Leo wie selbstverständlich vom Tisch und beordert ihn mit einem markanten Satz aus dem Wohnzimmer: „Komm Leo, wir lassen Mama und Papa jetzt alleine – dann bekommen wir ein großes Boot!“ Dies untermauernd räumt ihr beide auch noch, ohne jegliche Diskussion, freiwillig den gesamten Tisch ab und lasst uns Eltern relativ sprachlos zurück.
„Und jetzt?“ fragt Eure Mutter, ergänzt durch den Satz: „Meinst Du ich habe nicht mitbekommen wonach du in den vergangenen Wochen immer wieder Ausschau gehalten hast?“ Ja, habe ich, das stimmt und ich könnte für das kommende Wochenende einen Familienausflug nach Lübeck anbieten. Da liegt nämlich ein passendes Angebot nicht nur vor Anker sondern auch zum Verkauf. Eure Mutter begutachtet die Fotos und stellt nur zwei, aber entscheidende Fragen: „Und an die Renterbarkasse kann man das Bananenboot hängen? Was ist mit Wasserski?“
Ich interpretiere korrekt: Ein solider Stahlverdränger kollidiert mit der Zielgruppe. Dem mütterlichen Argument „Wofür wir denn dann das ganze Equipment gekauft haben?“ kann ich mich natürlich nicht so ganz entziehen.
Der letzte Satz aus der Richtung war nur noch: „Gibt es das nicht in schick und schnell?“
Lange Dezemberabende mit Bootssuche zu verbringen ist keine schlechte Beschäftigung stelle ich in den kommenden Tagen fest. An geeigneten Objekten mangelt es auch nicht gerade – nur, nachdem Eure Mutter und ich unsere Vorstellungen mal in einen Topf geworfen haben paßt immer irgendetwas nicht. Mitte Dezember bleiben drei Modelle übrig. Nummer eins scheidet nach Besichtigung aus, Nummer zwei wird uns vor der Nase weggekauft und Nummer drei steht kurz vor den Winterferien bei uns in der Marina. Eine 29-Fuß-Rinker. Die absolute Obergrenze, dessen was noch auf einen Trailer paßt, der hinter einem PKW gezogen werden kann. Also zumindest wenn der 3,5 t ziehen darf.
Das sind übrigens gar nicht so viele wie man glaubt. Und da ist sie wieder, diese selbstverliebte, überaus zufriedene Miene Eurer Mutter gepaart mit einem Hauch an Frage voller Süffisanz: „Wieviel darf ein Q7 ziehen?“
„Ja, er darf!“ Habe ich etwa jemals etwas gegen dieses durchaus praktische Auto vorgebracht? In dieser Familie wird man monatelang falsch verstanden. Ich habe doch gesagt, man braucht nur etwas, was man anhängen kann.
Das kann doch wirklich nicht so schwer zu verstehen sein. Und übrigens, daß liegt alles nur an dem Hund. Ich habe folglich überhaupt nix damit zu tun. Wer wollte den nochmal haben?