Der 77./ 25. Monat – Schneestrand

Es wiederholen sich Dinge auch in unserer Familie. Eure Mutter hat die vergangenen Jahre artig – wenn auch unter missmutigem Protest – die Winterferien in Österreich ertragen um der notwendigen sprachlichen Verständigung von Sarah Sophie und ihrem jeweiligen Skilehrer nicht im Wege zu stehen. Nach vier Skikursen in drei Jahren hast Du verständlicherweise aber auch mal genug von Skischulen und bereits im Sommer verkündet, ab jetzt nur noch mit mir zusammen auf den Berg zu ziehen.

Somit geht es also mal wieder nach Samoëns in die französischen Alpen. So schön Tiroler Pisten auch sind, ich muss Eurer Mutter uneingeschränkt Recht geben, daß das kleine Örtchen am Grand Massif doch irgendwie charmanter ist als beispielsweise der Söldener Apré-Skizirkus. Zumindest für frankophile Familien mit Kindern. Also packen wir unseren Campingbus voll und juckeln zu Beginn der Winterferien einfach mal los.

Die ersten Tage komme ich allerdings nicht auf der Piste ins schwitzen sondern von den täglich etwa vier Stunden die ich damit verbringe unseren Bus und die direkte Umgebung von gefühlten Tonnen an Schnee zu befreien. Oder anders ausgedrückt: Es schneit nonstop und zwar Tag und Nacht. Am dritten Tag wird es schlagartig wärmer und es gesellt sich Regen dazu damit das ganze dann rundum matschig werden kann. Kurzum: es könnte optimaler laufen. Wenn wir (mit unserem Campingbus) zum Einkaufen müssen, kommen wir nicht mehr aus eigener Kraft vom Fleck, da der Boden derart aufgeweicht ist, daß hier die Hilfe des lokalen Traktors vom Campingplatz von Nöten ist. Der fährt im Prinzip den ganzen Tag durch die Gegend um Irgendwo jemanden zu befreien. Solche Geschichten kann wahrscheinlich jeder erzählen, der auch im Winter auf einen Campingplatz fährt. Abgehakt, kennen wir jetzt auch.

Nach fünf Tagen scheint endlich die Sonne und es geht natürlich auf den Berg. Das wir hier nicht die einzigen sind ist klar und die tagelange Warterei macht die Pisten nicht leerer. Sarah Sophie und ich stehen aber tapfer am Lift an um dann bereits ab 2.000 Höhenmetern vollständig vereiste Abfahrten vorzufinden und Du dich – wie man so schön sagt – mehrfach „lang“ machst und langsam die Begeisterung an der ganzen Geschichte verlierst. Also schlittern wir wieder zurück auf das Plateau auf dem Eure Mutter mit Leo Ihr Basislager im Liegestuhl vor der Hütte bezogen hat. Ich fahre noch ein paarmal alleine – aber Spaß machen ist anders. Zumindest scheint die Sonne und wir beide fahren dann eben unaufhörlich die hier umliegenden „Babyhügel“ herunter. Winterliche Schadensbegrenzung könnte man sagen.

Aber ich wollte ja über Wiederholungen berichten: Eure Mutter konnte es damals nicht abwarten bis Sarah Sophie das erste Mal auf Skiern steht und kam, als Du zwei Jahre alt warst, mit diesen lustigen Gerätschaften, welche man unter normale Winterschuhe schnallen kann, hier aus einem Geschäft anspaziert. Die haben die vergangenen Jahre in der Garage verbracht und werden aktuell wieder am zweiten Kind reaktiviert. Und genau das findet Leo großartig. Wie man sich mit untergeschnalltem Wintersportgerät so fortbewegt wird Dir ja sozusagen direkt vor der Nase vorgemacht, also heißt es ab sofort „Papa komm“ und wir schieben uns gemeinsam im Zeitlupentempo über den Schnee. Sarah Sophie entdeckt unterdessen eine kleinen Hang und testet diesen derweil auf „Leo-Tauglichkeit“ wie mir berichtet wird. Nachdem Du genau das bestätigst muss der kleine Bruder mit seinen „Rutscheskiern“ also mit da runter was auch nach einigen Umfallern ganz manierlich gelingt. Den meisten Spaß scheinst Du allerdings daran zu haben sich immer wieder ein paar Meter von links nach rechts an uns alleine vorbeizuschieben, dann fachgerecht umzudrehen und das ganze wieder von der anderen Seite in Angriff zu nehmen.

Leos erster "Skitag", Dezember 2017 - Sarah Sophie, Dezember 2013, Samoëns, F
Leos erster “Skitag”, Dezember 2017 – Sarah Sophie, Dezember 2013, Samoëns, F

Wie sich doch die Bilder gleichen. Eure Mutter steht unterdessen mit der umherstehenden Nachbarschaft im Dialog um wahrscheinlich rein zufällig hoch erhobenen Hauptes zu betonen, daß Du zum einen gerade erst zwei geworden bist und zum anderen heute Dein allererster Tag auf den lustigen roten „Bretteln“ ist. Auch dieses Bild kommt mir sehr bekannt vor.

Mutterstolz scheint im übrigen recht ansteckend zu sein. Am kommenden Tag kommen uns im Dorf die Interessierten vom Berg mit entsprechendem neugekauftem Gerät entgegen.

Den nächsten Tag regnet es mal wieder und am daran anschließenden Sylvestertag ist es zwar trocken aber auf dem Berg derart nebelig das die Abfahrt ein kompletter Blindflug wird und Sarah Sophie endgültig keine Lust mehr hat die Skischuhe anzuziehen. Und das heißt bei Dir schon wirklich etwas. Gefühlt besteht der diesjährige Winterurlaub aus dem einen beschrieben Sonnentag an den Anfängernhügeln. Ein Hauch von Sauerland-Feeling macht sich da breit. Eure Mutter und ich haben ebenfalls die Nase gestrichen voll und überlegen nach Alternativen.

Vorzeitig nach Hause fahren kommt bei uns per Definition schon nicht in die sprichwörtliche Tüte und ein Blick auf Wetterbericht und Landkarte eröffnet allen Ernstes knapp 20 Grad bei Sonnenschein in 500 km Entfernung. Da muss nicht mehr überlegt werden, Eure Mutter räumt auf und ich hole den Traktor.

Am nächsten Tag sitzen wir in Nizza am Strand, machen Picknick und prosten uns mit einem Rosé zu. Der hat dann so ungefähr die gleiche Temperatur wie der Schneematsch der letzen Tage, fühlt sich aber um Längen besser dabei an.

Winterurlaub - Plan B, Januar 2018, Nizza, F
Winterurlaub – Plan B, Januar 2018, Nizza, F

Und auch diess Bild kommt mir schon wieder sehr bekannt vor.

Frohes neues Jahr!

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